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Wir plädieren für mehr WIE!
WAS gewollt ist, darum wird ausgiebig gerungen. Oder eine schnelle Ansage gemacht. Für das WIE bleibt meist (zu) wenig Aufmerksamkeit oder auch Ressource. Dann sind Wegbegleiter wie wir von Kantelberg´s Beratungsmanufaktur gefragt.
WAS: Das Ziel oder Problem ist schnell identifiziert.
WIE: Wie wir genau zu diesem Ziel gelangen, das Problem lösen wollen, in die Umsetzung kommen, ist für uns Menschen häufig äußerst schwierig zu fassen.
Es ist zu viel WAS in der Welt und zu wenig WIE, meinen Dr. Katja Kantelberg und Julia Kegelmann. Ein Gespräch über die Unplanbarkeit von Veränderungsprozessen, moderiert von Kirsten Peters.
Kirsten: Als wir nach dem Thema des Monats für Social Media suchten, kam es fast wie aus der Pistole geschossen: „Es ist zu viel WAS in der Welt und zu wenig WIE!” Gab es einen konkreten Anlass, dass ihr dieses Thema gewählt habt?
Julia: Bei mir schon. Katja und ich waren an den beiden vorangegangen Tagen auf einem Workshop. Es war eine Auftaktveranstaltung bei einem neuen Kunden, wo ein großes Team vor einer umfassenden Transformation stand. Die Teammitglieder hatten ihr Ziel, ihre Aufgabe schon vor Augen. Es war klar: Da soll es hingehen. Aber sie hingen fest beim WIE. Sie wussten nicht, wie sie in die Umsetzung kommen sollen. Auch bei den Feedbacks am Ende jedes Tages spürten wir deutliche Impulse: „Okay, jetzt kommt es darauf an, dass wir es wirklich in die Umsetzung schaffen. Jetzt kommt es darauf an, dass wir wirklich alle mitnehmen. Wir stehen aber vor der großen Frage: WIE nehmen wir die Leute mit, WIE gestalten wir die Kommunikation?”
Das ist uns nicht nur bei diesem Kunden, sondern bei ganz vielen anderen auch begegnet.
Nach der Ausformulierung des Ziels fehlt häufig das Verständnis, was es genau braucht, um in die Umsetzung und zum Ziel zu gelangen
Katja: Es ist tatsächlich oft in Prozessen so, dass das WAS sehr schnell oder sehr ausgiebig vereinbart wird. Man ist sich einig: Das ist das Ziel. Und dann geht es aber weiter wie immer. Keiner kommt auf die Idee zu sagen: Ich glaube, wir müssen fundamental etwas ändern, unsere Arbeitsweise muss anders werden, wenn wir zum Ziel gelangen wollen.
Oft heißt es: Hier müsste man mehr kommunizieren. Doch was heißt das eigentlich? Wie kommunizieren? Wo? Auf welchem Kanal? In welcher Art? An wen? Wie häufig, in welchem Rhythmus?
Das sind eigentlich bei uns die häufigsten WIE-Fragen, um in die Handlung zu kommen: Wer mit wem, wie oft, wann, wo, über welches Medium, in welchem Rhythmus, welcher Intensität.

Oft herrscht das Gefühl, dass das WAS für alle das gleiche bedeutet
Katja: Das zweite Phänomen, das wir bezogen auf das WAS bemerken: „Ist doch allen hier klar.“ Oft erleben wir, dass sehr schnell verallgemeinert und davon ausgegangen wird, dass wenn jemand zu dem und dem Team, Thema o.ä. gehört, allen doch „alles klar“ ist. Nach dem Motto: „Darüber brauchen wir doch gar nicht mehr reden.“
Wir arbeiten in der Beratung dann ganz stark über das WIE und entzerren dieses sehr zusammengeschnürte „Es ist allen klar“. Man muss sich darüber verständigen, was klar ist, aber auch über das, was unklar ist. Es ist vielleicht nicht nur zu viel WAS in der Welt, sondern es wird auch zu schnell angenommen, dass sich alle beim WAS absolut einig sind.
Das WAS scheint greifbarer und attraktiver als das WIE
Kirsten: Wie kommt es denn eigentlich, dass wir uns eher mit dem WAS als mit dem WIE beschäftigen?
Julia Ich würde sagen: Das WAS ist scheinbar einfacher. Und es wirkt auch vermeintlich objektiver, von mir und meiner Verantwortung losgelöster. Wenn ich mir zum Beispiel eine neue Unternehmensstrategie überlege, mache ich vorab eine Analyse und sammle relevante Informationen. Das sind objektive Fakten, die ich recherchieren und bewerten muss, um das Ziel festzulegen.
Und dann kommt das WIE. Dieser Next Step ist erstmal uneindeutiger. Ich habe im ersten Moment weniger offensichtliche Fakten zur Verfügung. Es ist nicht immer klar, welche Methodiken sich eignen, wen ich dazu brauche und was mir unterwegs noch alles begegnen wird. Deswegen wirkt das WIE vielleicht auch schwieriger.
Umsetzung in der VUCA-Welt
Katja: Das WIE hat sich tatsächlich in den letzten Jahren radikal dynamisiert. Wenn man immer noch hofft, mit einem abgesprochenen, einmal geschaffenen Plan am Ende rauszukommen, wird man oft eines Besseren belehrt. Denn da kommt immer das wilde Leben dazwischen, in der Businesswelt gerade gern mit dem Akronym VUCA beschrieben. Wir leben und arbeiten in einer hoch dynamischen, volatilen Welt, die zudem komplex, mehrdeutig und unvorhersehbar ist. Und ein Plan geht immer davon aus, dass Dinge stabil und vorhersehbar sind. Diese Diskrepanz macht das WIE vielleicht unterdessen noch weniger attraktiv.
Julia: Die Kunden entkoppeln es auch oft. Sie glauben, das WAS und das WIE getrennt betrachten zu können. Man muss beides aber schon von Anfang an zusammen denken und verknüpfen. Welches WIE ist notwendig, um das WAS gut erarbeiten zu können?
Mut zum Musterwechsel
Kirsten: Was braucht es denn noch für mehr WIE? Wir hatten im Vorgespräch schon den Begriff Mut ins Spiel gebracht.
Julia: Genau, den Mut zum „einfach machen“. Also sich einfach mal trauen, Dinge auszuprobieren. Das gehört zu unserer Beraterinnen-Perspektive, wenn wir mit den Kunden arbeiten. Auch wir wissen nicht von Anfang an: Das ist das einzig richtige WIE, und nur wenn ihr es so macht, dann klappt das auch. Wir starten gemeinsam mit dem Kunden, wir versuchen, ein erstes WIE zu explorieren. Im Verlauf merken wir vielleicht, dass es doch eine andere Art von WIE braucht und erarbeiten es zusammen.
Und wir merken auch immer wieder, dass unsere Haltung, mit der wir auf das WIE schauen, schon eine ganz andere ist als die unserer Kunden. Denn die sehen oft nur den großen Mount Everest und wissen gar nicht, wie sie es angehen sollen. Dann entsteht oft eine Blockade. Unsere Haltung ist aber, dass wir an das WIE glauben. Also, dass es schon einen Weg geben wird und wir gemeinsam die Dinge angehen können. Denn wir sind überzeugt: Lösungen lauern überall. Das ist auch etwas, das wir immer wieder mit reinbringen.

Wir gestalten Prozesse so, dass das Ziel in ihnen selbst erleb- und erfahrbar wird und die Umsetzung voran geht
Katja: Noch ein Gedanke dazu: Ich bin der festen Überzeugung, dass Menschen nur dann wirksam werden – und auch davon überzeugt sind, dass sie selbst wirksam sind oder werden können –, wenn sie am WAS und am WIE beteiligt sind. Erst dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das WIE wirklich in die Umsetzung kommt. Sie steigt auch, wenn man weiß, ich bin hier nicht alleine, sondern es gibt Weggefährten, die mit mir dieses Ziel erreichen. Wenn ich also ein attraktives, anspruchsvolles Ziel erreichen will, dann tue ich das nicht mit irgendwelchen Fachleuten, sondern eher mit Weggefährten, mit denen ich mich ins Abenteuer zum Ziel aufmache. Das heißt, ich möchte mich mit denen gut verbinden und das geht nicht über formale vorgezeichnete Wege und Konstellationen, sondern über tragfähige Beziehungen, die gemeinsam neue Wege erfinden.
Kirsten: Ihr habt damit eine eurer wichtigen Beratungsmaximen formuliert. Gibt es denn noch weitere, die ihr immer mit im Koffer habt?
Julia: Ja, zum Beispiel: Wir gestalten Prozesse so, dass das Ziel in ihnen selbst erleb- und erfahrbar wird. Und: Wir haben das Ziel klar im Blick. Den Weg dahin bauen wir dynamisch.
Das scheinbar Selbstverständliche hinterfragen
Katja: Und wir stellen frische Fragen. Das zu schnelle Ja ist für mich über die Jahre ein ganz klarer Indikator geworden, mindestens einmal zu fragen: „Ist das wirklich so?“ Und wenn dann erst mal der Raum für Verständigung auf ist, passiert meistens etwas. In der Regel sorgt das nicht nur für eine noch tiefere Klärung des Themas, sondern es kann auch noch mehr Verständnis für die verschiedenen Perspektiven entstehen.
Und hier sehe ich auch meine Verantwortung als Beraterin: nämlich bewertungsfrei sein und bleiben, Lösungsvielfalt herauskitzeln und hartnäckig für neue Wege Mut machen.
Die Maxime dazu lautet, dass das Problem und seine Lösung immer dem Klienten, dem Kunden gehören. Das kann nur funktionieren, wenn man sehr bewertungsfrei bleibt. Um eben nicht reflexhaft in alte Muster zu verfallen.
Julia: Und diese Prozessoffenheit, der dynamische Umgang mit dem WIE, dass alle Pläne immer wieder auf dem Prüfstand stehen, und dennoch in die Umsetzung zu gelangen, ist – je nach individuellem Strukturbedürfnis – für unsere Kunden und auch für uns als Beraterinnen manchmal verdammt anstrengend. Wir streben danach, mit dem Flow zu gehen (das ist übrigens eine weitere Maxime). Und das bringt mit sich, dass sich auch in unseren Workshops der Weg jederzeit spontan ändern kann, auch wenn wir gerade eben in der Pause etwas ganz anderes besprochen haben. Dann heißt es: tief durchatmen und – einfach machen.
Neben unseren eigenen Beratungsmaximen nutzen wir für unser tägliches Handeln die 10 Prinzipien der Prozessberatung nach Edgar Schein.
Wir freuen uns auf eure Anfragen, wenn ihr jetzt das Gefühl habt, dass das, was wir hier beschrieben haben, genau das ist, was ihr jetzt braucht.