Mit der Teamuhr nach Tuckman zum Erfolg:
Phasen der Teamentwicklung verstehen und nutzen
Teamarbeit gilt oft als ein wichtiger Schlüssel für Erfolg. Deswegen ist es wichtig, zu verstehen, was ein Team tatsächlich ausmacht und wie es sich entwickelt. Doch wann ist ein Team eigentlich wirklich ein Team und nicht nur eine Gruppe aus einzelnen Personen? Wir zeigen euch was den Unterschied zwischen einer Gruppe und einem Team ausmacht und dann anhand des Tuckman Phasenmodells, welche unterschiedlichen Team-Phasen für Teamentwicklung es gibt. Darüber hinaus geben wir euch Einblicke in unseren Berateralltag und ihr erfahrt, wie wir bei Kantelberg’s als Team erfolgreich zusammenarbeiten.
Wann ist ein Team mehr als nur eine Gruppe aus Einzelpersonen?
In unserer täglichen Arbeit mit Kunden begegnet uns häufiger das Phänomen, dass von Teams gesprochen wird, es sich aber in einigen Situationen gar nicht um ein Team handelt. Denn wir erleben in einigen Arbeitskontexten Gruppen von Menschen, die sich nicht wie ein Team verhalten. Bevor wir also in die Entwicklungsphasen von Teams eintauchen, ist es entscheidend zu verstehen, was ein Team von einer Gruppe unterscheidet. Denn nicht jede Gruppe von Personen ist auch ein echtes Team – und das muss auch gar nicht immer sein.
Unterschied zwischen Gruppe und Team
Was also unterscheidet ein Team von einer Gruppe? Eine Gruppe ist eine Ansammlung von Einzelpersonen, die ihre Bemühungen koordinieren, während ein Team eine Gruppe von Personen ist, die ein gemeinsames Ziel verfolgen.
Definition einer Gruppe
Eine Definition des Begriffs „Gruppe“ gibt die Wirtschaftspsychologische Gesellschaft (WPGS): Danach interagieren in einer Gruppe die verschiedenen Personen miteinander. Gruppen im sozialwissenschaftlichen Sinne haben eine gemeinsame Aufgabe, der sie nachgehen. Allerdings arbeiten die Mitglieder einer Gruppe nicht notwendigerweise zusammen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Definition eines Teams
Ein Team ist mehr als nur eine Gruppe. Es ist eine Einheit, deren Mitglieder eng zusammenarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Ihre Rollen sind klar definiert, und sie sind voneinander abhängig – denn nur dann können sie erfolgreich sein. Erfolgreiche Teams zeichnen sich durch gemeinsame Verantwortung, offene Kommunikation, Transparenz, gegenseitiges Feedback und eine gute Zusammenarbeit aus.
Wir bei Kantelberg’s sagen dazu: Die Mitglieder einer Gruppe sitzen jeweils in ihren einzelnen Booten und segeln nebeneinanderher. Bei erfolgreichen Teams hingegen, wie z.B. den Crews bei einer der ältesten und härtesten Segel-Sportveranstaltung – dem America’s Cup – sitzen die Teammitglieder zusammen in einem Boot und haben ein gemeinsames Ziel. Während des Rennens gibt es für jedes Crewmitglied klar definierte Aufgaben. Denn nur mit vereinten Kräften kommt die Crew gemeinsam erfolgreich ans Ziel.
Das Tuckman-Phasenmodell: Wie Teams sich entwickeln
Bruce Tuckman beschreibt in seinem Phasenmodell, das er im Jahr 1965 entwickelt hat, Entwicklungsstadien von Teams und deren Dynamiken. Das Modell erläutert fünf Entwicklungsphasen, die ein Team durchläuft, um effektiv und produktiv zusammenzuarbeiten. Das Modell ist auch als Teamuhr oder Teamentwicklungsuhr bekannt, da die Entwicklung eines Teams analog zu den Zeigern einer Uhr verläuft, die kontinuierlich vorschreiten:
Unsere Erfahrungen aus der Beratungspraxis mit der Teamuhr
Das Modell nach Tuckman bietet durch seine Einfachheit und Klarheit eine deutliche Struktur, die die Phasen der Teamentwicklung verständlich macht. Wir schätzen das Modell in unserem Berateralltag sehr, da es die Wichtigkeit der zwischenmenschlichen Beziehungen und der Dynamik innerhalb eines Teams hervorhebt, was sonst oft übersehen wird. Ein Grundprinzip bei unserer Arbeit ist die stetige Koppelung der zwischenmenschlichen Beziehungen mit den Inhalten sowie Strukturen und Prozessen.
Wir nutzen das Tuckman-Modell auch als Diagnose- und Interventionstool für Teambuilding. Wir können so leicht den Entwicklungsstand des Teams einordnen und daraus gemeinsam mit dem Kunden Maßnahmen zur weiteren Entwicklung ableiten. Es zeigt auch, wie wichtig konstruktiv geführte Konflikte (in der Storming-Phase) für die Weiterentwicklung eines Teams sind.
Unserer Ansicht nach hat das Modell jedoch auch Grenzen. Denn es vereinfacht teilweise zu stark, wie Teams funktionieren. Es berücksichtigt unter anderem nicht die Größe der Gruppe, die bereits gelebte Teamkultur sowie weitere Umgebungsfaktoren.
Viele glauben zudem, dass jedes Team zwangsläufig alle diese Phasen durchlaufen muss, um erfolgreich zu sein. Mit diesem Gerücht wollen wir aufräumen, denn nicht alle Teams erleben jede Phase. Es ist möglich, dass einige Teams bestimmte Phasen überspringen oder in einer Phase stagnieren beziehungsweise zwischen Phasen hin- und herpendeln. Der Schlüssel liegt darin, die Dynamik des eigenen Teams zu verstehen und flexibel auf die Bedürfnisse und Herausforderungen einzugehen.
Aktuelle Teamdynamik und Phasenreflexion: In welcher Phase befinden wir bei Kantelberg’s uns aktuell als Team?
Im Zuge dieses Blogartikels haben wir uns gefragt, wo wir uns selbst mit unserem Kantelberg’s Team verorten würden, denn seit Mai haben wir ein neues Teammitglied an Bord. Wir haben uns erstaunlich schnell in der neuen Konstellation eingelebt. Dab haben teamintern diskutiert, ob wir überhaupt in der Storming-Phase waren. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass man nicht zwangsweise alle Phasen durchlaufen muss. Es hängt von der Restgruppe ab, inwieweit sie das neue Teammitglied integrieren kann, ohne sich in ein Gerangel zu begeben und sich neu behaupten zu müssen. Wir haben im Moment eine relativ stabile Konstellation und sehen uns aktuell in unserer Teamdynamik im Übergang von der Norming-Phase zur Performing-Phase.
Individuelle Entwicklungsstufen innerhalb unseres Teams
Was wir im Zuge unserer internen Diskussion auch festgestellt haben, ist, dass einzelne Teammitglieder durchaus in unterschiedlichen Phasen sein können. Ein Teammitglied hat intern eine neue Rolle übernommen und befindet sich noch in ihrer eigenen Storming-Phase, um ihren Platz im Team durch die neue Aufgabe neu zu finden. Im Modell fehlt diese Berücksichtigung individueller Unterschiede.
Es war sehr spannend, die Einschätzungen der einzelnen Teammitglieder in unserem Team zu sehen. Denn es ist tatsächlich schwierig, eine pauschale Gesamteinschätzung abzugeben, wo wir als Team einzuordnen sind. Wir befinden uns in unterschiedlichen Prozessen und Situationen auch in unterschiedlichen Team-Zuständen bzw. Teamphasen.
Reflexion über Teamprozesse und Erfahrungswerte
Die Vielfalt und Komplexität von Teamprozessen lassen sich nicht durch Modelle allein erklären. Hier kommen dann unsere langjährige Erfahrung und das Zurückgreifen auf weitere Theorien und Modelle in unserem Wissensschatz hinzu. Im nächsten Blogartikel stellen wir euch ein weiteres wertvolles Modell aus unserem Berateralltag vor.
Bei jedem Teamentwicklungsprozess ist es wichtig zu beachten: Als Teamentwicklerinnen werden wir von Unternehmen angefragt, die Teams zu verbessern oder zu entwickeln. Obwohl wir Fachwissen und Methoden einbringen, kann Teamentwicklung nicht nur von außen erfolgen. Als externe Beraterinnen sind wir nicht Teil des Teams. Das Team selbst muss inhaltlich auf das Ziel hinarbeiten und die notwendigen Entwicklungsschritte unternehmen, um die nächsten Entwicklungsstadien selbstständig zu erreichen. Unser Ansatz unterstützt und begleitet die Gruppe oder das Team jedoch dabei, den eigenen Weg zu finden und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Fazit: Jedes Team ist anders
Teamentwicklung folgt keinem starren Muster, das bei allen Teams gleich ist. Die Diagnostik in welcher Form bzw. welchem Entwicklungsstadium sich das Team gerade befindet, muss daher jedes Mal neu erfolgen. Es gibt zudem auch nicht den einen Uhrmacher, der an der Teamentwicklungsuhr dreht. Es wird gemeinsam an der (Team-)Uhr gedreht, alle im Team tragen dazu bei.
Unsere Erkenntnisse und Beobachtungen zum Phasenmodell nach Tuckman:
- Die einzelnen Phasen
- können übersprungen werden,
- können teilweise überlappend oder parallel stattfinden,
- oder in veränderter Reihenfolge durchlaufen werden.
- Die Dauer der Phasen ist je nach Team unterschiedlich.
- Bei Team Neuzu- oder Abgängen sowie veränderten Rollen innerhalb eines Teams durchläuft man Phasen wiederholt.
- Einzelne Teammitglieder können sich zum gleichen Zeitpunkt in verschiedenen Phasen befinden.
Wenn gerade jetzt, in diesem Moment, der Eindruck, der Gedanke aufkommt: „Da brauchen wir ein Stück Wegbegleitung”, dann funken Sie uns einfach an!