Ist Ihnen eigentlich bewusst, über welche Stärken und Talente Ihre Mitarbeitenden bzw. Teammitglieder verfügen? Und kennen Sie selbst Ihre eigenen Stärken?
Die meisten von uns wissen oft gar nicht, worin wir wirklich gut sind, aber sehr wohl, was wir nicht können. Das liegt daran, dass uns unsere Talente und Stärken so sehr im Blut liegen, dass sie uns als völlig selbstverständlich erscheinen.
Es lohnt sich wirklich, diese wertvollen Ressourcen immer wieder zu reflektieren und einen stärkenorientierten Führungsstil zu entwickeln bzw. zu pflegen.
Dass Fehler und Rückschläge wichtige Lerngeschenke sind, ist inzwischen in aller Munde. Und das Sprichwort „Aus Fehlern wird man klug“ kennen die meisten von uns schon aus der Kindheit. Das ist ja auch ganz richtig. Eine offene Fehlerkultur leistet gute Dienste, aber ist dieser Denkansatz die einzige Möglichkeit für erfolgreiche und nachhaltige Entwicklungsprozesse?
In unserer Gesellschaft herrscht überwiegend ein defizitorientierter Fokus. Fehler sollen nach Möglichkeit vermieden, Schwächen und Mängel bei Menschen und Systemen identifiziert und eliminiert werden. Wir laborieren eher an unseren Defiziten herum, als dass wir unsere schon vorhandenen Stärken ausbauen. Die echten Schätze und Lernkatalysatoren sind die positiven Eigenschaften, Stärken, Talente und Kompetenzen von uns selbst und von jedem einzelnen Team-Mitglied.
„Lösungen und Stärken lauern überall“ – Diese systemische Beratungsmaxime ist eine der wichtigsten Leitlinien für Kantelberg´s Beratungsmanufaktur. In unseren Transformationsprozessen, Beratungen und Coachings setzen wir konsequent auf ressourcenorientierte Denkansätze und Methoden. Denn im Vergleich zu traditionellen Führungsstilen ist die stärkenorientierte Führung in der Regel erfolgreicher und vor allem nachhaltiger, denn sie steigert nicht nur die Produktivität und Leistung von Individuen und Teams, sondern verbessert ebenso signifikant die Motivation und Arbeitszufriedenheit. (Was angesichts des aktuellen Arbeitskräftemangels erheblich an Bedeutung gewonnen hat.)
Stärkenorientierte Führung beinhaltet in der Regel die Schaffung einer positiven und unterstützenden Arbeitsumgebung, in der die Mitarbeitenden ermutigt werden, ihre Fähigkeiten und Stärken zu nutzen und zu entwickeln. Die Führungskraft stellt sicher, dass die Mitarbeitenden die Ressourcen und Schulungen erhalten, die sie benötigen, um ihre Stärken auszubauen und außerdem ihre Karriere voranzutreiben.
Die wissenschaftliche Grundlage ist hierbei u. a. der Ansatz der Positiven Psychologie, der sich auf die Untersuchung und Förderung von Wohlbefinden, Glück, positiven Beziehungen und Erfüllung konzentriert. Forschende Psychologen und Mediziner gingen zuvor zum Beispiel folgenden Fragen nach:
Statt nach den Gründen für Probleme zu suchen, fragt die Positive Psychologie:
Hier wird also nach den Ursachen für positive Entwicklungen gesucht, anstatt nur das Negative in den Fokus zu nehmen.
Im Übrigen ist der Ansatz der Positiven Psychologie nicht unumstritten. (Wenn Sie mehr dazu erfahren wollen, finden Sie hier zwei Buchtipps mit Pro&Kontra Argumenten.)
Buchtipp PRO: Martin E.P. Seligman, Der Glücksfaktor – Warum Optimisten länger leben. (Hamburg: Lübbe, 2005)
Buchtipp KONTRA: Barbara Ehrenreich, Smile or Die: Wie die Ideologie des Positiven Denkens die Welt verdummt (München: Kunstmann, 2010)
In der stärkenorientierten Führungskultur werden Prinzipien der Positiven Psychologie genutzt, um die Stärken und Talente der Mitarbeitenden zu identifizieren und zu fördern. Führungskräfte sorgen für eine wertschätzende Arbeitsumgebung, in der gute Beziehungen und funktionierende Teamarbeit gedeihen kann. Wenn alle Mitarbeitenden sich als selbstwirksam und anerkannt erleben, steigert dieses maßgeblich die Motivation, Leistungsbereitschaft und Identifikation mit ihrem Unternehmen und dessen Zielen.
Hier einige Beispiele:
Stärkenanalyse: Die Stärkenanalyse ist ein Prozess, bei dem die Stärken und Fähigkeiten jedes Mitarbeitenden ermittelt werden. Dies kann durch Gespräche mit Einzelnen und Teams, Feedback von Kolleginnen und Vorgesetzten oder durch spezielle Tools wie Fragebögen und psychometrische Tests erfolgen. Die gewonnenen Informationen können genutzt werden, um die besonderen Eigenschaften, Talente und Kompetenzen von Mitarbeitenden besser zu verstehen und gezielt zu fördern. (Auf ausgewählte spezifische Tools gehen wir später im Text ein.)
Mentoring und Coaching: Im Rahmen von Mentorings und Coachings werden Mitarbeitende dabei unterstützt, ihre Stärken und Kompetenzen erfolgreich im Unternehmen einzusetzen und ihre individuellen Karriereziele zu erreichen. Mentoren und Coaches, die sowohl extern beauftragt werden oder auch erfahrene Kollegen oder Führungskräfte sein können, geben den Mitarbeitenden wohlwollendes, konstruktives Feedback und gegebenenfalls auch konkrete Anleitung.
Positive Feedback-Kultur: Eine positive Feedback-Kultur beinhaltet regelmäßige und positive Rückmeldungen zu den Erfolgen und Arbeitsergebnissen der Mitarbeitenden. Meschen, die ermutigt werden ihre Stärken zu nutzen und die regelmäßig konstruktives Feedback sowie Anerkennung für ihre Tätigkeit erhalten, bleiben eher motiviert und engagiert.
Weiterbildung und Entwicklung: Weiterbildung und Schulungen sind wirkungsvolle Instrumente, mit denen die Mitarbeitenden ihre Kompetenzen erweitern und ihre Stärken ausbauen können. Sie erreichen so nicht nur die Unternehmensziele sondern auch ihre persönlichen Karriereziele schneller und leichter.
Job Crafting: Job Crafting ist ein Prozess, bei dem Mitarbeitende ihre Arbeit so gestalten, dass sie besser zu ihren Stärken und Interessen passen. Dies kann beispielsweise durch eine Anpassung von Arbeitsaufgaben, Rollen und Verantwortlichkeiten erreicht werden. Job Crafting kann dazu beitragen, dass Mitarbeitende ihre Stärken besser nutzen können und dadurch motivierter und zufriedener sind.
Jedes Wachstum und jede Transformation ist für alle Beteiligten immer auch ein Lernprozess. Neurowissenschaftliche Forschungen zeigen, dass Menschen, die ihre Stärken und Talente nutzen, um neue Informationen zu verstehen, schneller und effektiver lernen können als solche, die sich ausschließlich auf ihre Schwächen konzentrieren.
Eine dementsprechend angepasste Lernumgebung steigert Motivation, Selbstbewusstsein und die insgesamte Lernleistung. Daraus ergibt sich, dass Veränderungsprozessen mit mehr Akzeptanz und Optimismus begegnet wird. Und das Transformationsvorhaben gelingen kann.
Der Berater- und Coachingmarkt hat natürlich eine Vielzahl von Tools, Methoden und Ansätzen zu bieten, die stärkenorientierte Führungskräfte und Unternehmen nutzen können. Hier stellen wir Ihnen drei davon vor, die wir häufig, gerne und erfolgreich in der Praxis einsetzen.
Der individuelle Ankerplatz – Stärken und Talentanalyse nach der Triadischen Karriereberatung (nach Rappe-Giesecke)
(zur Begründerin der Triadischen Karriereberatung Prof. Kornelia Rappe-Giesecke geht’s hier: https://rappe-giesecke.com/triadische_karriereberatung/)
Für die Stärkenanalyse werden in der Triadischen Karriereberatung verschiedene Methoden eingesetzt, darunter der Persönlichkeitstest „Karriereanker“ von Edgar H. Schein sowie weitere Kompetenz- und Fähigkeitsanalysen und biografische Interviews. Dabei wird auch auf die individuelle Lebensgeschichte und die persönlichen Werte und Überzeugungen eingegangen.
Die 8 Karriereanker von Edgar Schein beschreiben die individuellen Werte und Motivationen von Menschen in Bezug auf ihren Berufsweg. Jeder Anker steht für eine bestimmte Perspektive oder Priorität, die eine Person bei der Planung und Verfolgung ihrer Karriere hat: Fachkompetenz / Befähigung als „General Manager“ / Autonomie und Unabhängigkeit / Sicherheit und Stabilität / Unternehmerische Kreativität / Dienst oder Hingabe für eine Sache / Totale Herausforderung / Lebensstilintegration.
Das Ziel der Analyse ist es, die individuellen Stärken und Talente einer Person zu identifizieren und ihr dabei zu helfen eine Arbeitsumgebung zu finden, in der sie ihr volles Potenzial entfalten kann.
Der CliftonStrengths-Finder
Der CliftonStrengths-Finder ist ein vom Beratungsunternehmen Gallup entwickelter Persönlichkeitstest. Er besteht aus einer Liste von 177 Aussagen, die jeweils eine Fähigkeit oder ein Verhalten beschreiben. Die Testperson soll dabei auswählen, welche Aussagen am besten auf sie zutreffen.
Anhand dieser Angaben ermittelt der CliftonStrengths-Finder-Test aus einem Pool von 34 Talentthemen, die jeweils vier Kategorien zugeordnet sind, ein individuelles Profil mit den fünf wichtigsten Stärken oder Talenten einer Person. Die vier Kategorien sind Strategisches Denken, Beziehungsaufbau, Einflussnahme und Durchführung.
Die Erkenntnisse, die der CliftonStrengths-Finder liefert, können für verschiedene Zwecke genutzt werden, z.B. für die persönliche Entwicklung, für die Teamarbeit, für die berufliche Orientierung und für die Führungsentwicklung.
Ja, wir spielen mit echten Legosteinen. Nämlich mit denen von LEGO® SERIOUS PLAY®.
Lego-Simulationen sind ein kreatives und auch unterhaltsames Workshop-Tool, um komplexe Probleme und Szenarien zu visualisieren, zu modellieren und ggf. zu lösen. Die Workshop-Teilnehmenden bauen quasi „ihre Herausforderung“ mit Lego-Bausteinen und -Figuren nach. Im „Spiel“ werden dann verschiedene Lösungsoptionen oder Herangehensweisen getestet und deren Auswirkungen simuliert. Mithilfe dieses spielerischen Gestaltens werden Entscheidungsfindung oder Strategieentwicklungen erleichtert.
Lego-Simulationen können auch helfen, Prozesse zu optimieren und Engpässe oder ineffiziente Abläufe zu identifizieren. Dabei werden verschiedene Handlungsoptionen getestet, um daraus die bestmögliche Vorgehensweise abzuleiten.
Im Team- und Kommunikationstraining können Lego-Simulationen dazu verwendet werden, die Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb von Teams zu fördern und zu verbessern. Das gemeinsame Bauen von Modellen kann helfen, die Zusammenarbeit zu fördern, indem verschiedene Perspektiven und Ideen integriert und erfahrbar werden.
Und so sieht das dann im Workshop aus:
Wir starteten vorab mit der Frage „Wer bringt welche Stärken mit“, und stellten anhand einer Skalenaufstellung fest, welche Stärken im Raum vertreten waren. In der Simulation besetzten die Teilnehmenden gemäß ihres individuellen Stärkenprofils eine bestimmte Rolle. (In unserem Fall eines agilen Teams waren das zum Beispiel Scrum Master, Product Owner und Agiles Team.) Im Feedback berichteten die Teilnehmenden, dass es ihnen Freude bereitete, wie sie ihre Stärken gezielt einbringen konnten und sie sich als wirksam erlebten. Übertragen auf den Arbeitsalltag führte das „Experiment“ dann letztlich zu erfolgreichen Arbeitsergebnissen.
Die stärkenorientierte Führungskultur setzt auf die Identifikation und Förderung der Stärken und Talente von allen Beteiligten und damit erwiesenermaßen auf eine Aufrechterhaltung des Engagements. Diese Perspektive auf sich selbst wie auf die Mitarbeitenden schafft eine positive und unterstützende Arbeitsumgebung, in der jeder Mensch ermutigt wird, die eigenen Fähigkeiten zu nutzen und weiterzuentwickeln.
Die wissenschaftliche Grundlage dafür bilden die Positive Psychologie, die Neurowissenschaft sowie weitere evaluierte Methoden wie zum Beispiel der Gallup Engagement Index.
Stärkenorientierte Führung ist damit ein echter Selbstverstärker des Gelingens, von dem alle Beteiligten eigentlich nie genug bekommen können. Diese Art der Führung steigert das Engagement und die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden und hat in der Regel vorzeigbare positive Wirkungen auf die Arbeitsergebnisse.
Wenn Ihr noch mehr über unsere Arbeit erfahren möchtet, dann schaut gerne auf unserer Homepage vorbei oder funkt uns an.