
Selbstcoaching
25. Juni 2021
Wertschätzende Kommunikation
20. Juli 2021Mein Inneres Team und ich
Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?
Hören Sie auch manchmal Stimmen?
Bestimmt kennen Sie das Gefühl, einen inneren Druck zu spüren, Dinge unbedingt tun und andere unbedingt unterlassen zu müssen. Es sind unsere „inneren Stimmen“, die uns sagen „Wenn du deine Arbeit nicht gut machst, bist du nichts wert“, oder „Du musst anderen schmeicheln, um gemocht zu werden“. Es wird auch „Inneres Team“ genannt. Wir führen am Tag zahlreiche Selbstgespräche oder innere Verhandlungen über all das, was uns beschäftigt – und das kann manchmal ein ganz schön großes Durcheinander geben, denn oft stehen die Aussagen im Widerspruch zueinander. Der Psychologe und Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun beschreibt dies als innere Pluralität.[1]
Was genau ist ein „inneres Team“?
Das innere Team können Sie sich wie eine Familie vorstellen. Der eine ist lauter, der andere leiser, ein Mitglied ist eher rational, das andere emotional. Wir kennen es aus unseren eigenen Familien: Jedes Familienmitglied hat andere Ansichten und Werte, die er oder sie in irgendeiner Form kommuniziert. Neigt man beispielsweise dazu, alles hunderte Male zu überprüfen, kann es gut sein, dass der Perfektionist ein sehr dominantes Mitglied der Familie ist. Kurzum: Das innere Team besteht aus mehreren Teammitgliedern, die miteinander kommunizieren und von uns als innere Stimmen wahrgenommen werden.

Warum sollte ich mich mit meinem inneren Team beschäftigen?
In einem Team können die einzelnen Mitglieder harmonisch zusammenarbeiten oder aber gegeneinander. Bei einer Familiendiskussion können die Familienmitglieder entweder gegeneinander reden oder aber sie nutzen die Vielfältigkeit der Einzelnen, um nach außen hin noch stärker und gefestigter zu sein. Ähnlich ist es bei inneren Diskussionen. Ziel ist es, aus dem ganzen „diskussionsbedürftigen Haufen“ ein klares Team zu machen, um so die Kommunikation mit dem Innenleben zu verbessern und ein Bewusstsein für die verschiedenen inneren Stimmen zu entwickeln. Wichtig ist es, sich zunächst bewusst zu machen, dass wir alle dieses innere Team haben.
Aber wie funktioniert das? Zunächst einmal lohnt es sich, das eigene innere Team besser kennenzulernen. Kommen Sie sich selbst auf die Schliche und nehmen Sie Ihre inneren Dialoge bewusst wahr; denn nur wenn alle Persönlichkeitsaspekte angehört werden, kann man diese schlussendlich auch akzeptieren, anstatt sie zu unterdrücken.
Besonders bei wichtigen Entscheidungsfindungen macht es Sinn, auf die einzelnen Teammitglieder zu hören. Dies hilft, das Problem von verschiedenen Seiten zu betrachten, Alternativen abzuwägen sowie Entscheidungen zu reflektieren und zu hinterfragen und nicht voreilig zu treffen.
Typische Teammitglieder im inneren Team
Schulz von Thun unterscheidet zwischen acht typischen Teammitgliedern.[2]
Das Oberhaupt ist der Chef des inneren Teams und nimmt die Führungsaufgaben wahr.
Die Stammspielerin genießt die Bühne und mischt sich oft und gerne ein.
Der Außenseiter hingegen meidet die Bühne. Nicht selten versteckt er sich hinter dem Vorhang.
Die feindlichen Antagonisten vertreten unterschiedliche Ansichten und stehen miteinander im Konflikt.
Die Spätmelderin ist bei der Generalprobe oft nicht dabei. Er meldet sich erst spät zu Wort, dann allerdings mit unabweisbarer Heftigkeit.
Der leise Zaghafte ist nur bemerkbar, wenn alle anderen von der Bühne verschwinden.
Die Bewacherin achtet darauf, dass sich eine bestimmte Stimme nicht zu Wort melden kann.
Der Widersacher zielt direkt auf die empfindlichen Punkte des Oberhaupts.
Auch wenn diese acht Teammitglieder als besonders typisch gelten, heißt es nicht, dass bei einem Menschen tatsächlich all diese acht Teammitglieder vorhanden sein müssen. Umgekehrt kann es auch sein, dass man andere Teammitglieder hat, die nicht von einem dieser acht abgedeckt werden. Jeder Mensch ist anders und jeder Mensch hat andere Teammitglieder. Auch das Geschlecht der Teammitglieder kann dabei variieren, unabhängig des eigenen Geschlechts.

Teammitglieder des inneren Teams mit Tieren assoziieren
Tiersymbole werden häufig verwendet, um Eigenschaften von Menschen zu visualisieren, denn: Vergleiche mit Tieren sind einfach und verständlich. Tiermetaphern vereinfachen die Wirklichkeit, schaffen Raum für Wahrnehmung und Erkenntnis und regen zum Denken an. So wird der erfahrene Kollege beispielsweise zum alten Hasen, ein vorwitziges Kind zum Frechdachs und ein übermütiger Mensch zum verrückten Huhn.
Woher weiß ich nun aber, welche Tiere mein inneres Team bilden?
- Legen Sie sich einen Zeitraum fest, indem Sie sich ganz bewusst auf Ihr inneres Team einlassen.
- Schreiben Sie sich alles auf, was gerade bei Ihnen los ist, beruflich, wie auch privat. Sie könnten sich beispielsweise fragen, „Wie zufrieden bin ich mit meiner aktuellen Lebenssituation?“ Oder „Wie möchte ich eigentlich gerne sein?“ Lauschen Sie Ihren inneren Stimmen.
- Suchen Sie sich fünf bis sieben Tiere aus, die zu den einzelnen Punkten passen.
- Notieren Sie sich die Eigenschaften, die diese Tiere ausmachen. Was ist der Rat dieser Tiere? Lassen Sie die tierischen Impulse auf sich wirken.[3]
So hilft mir mein inneres Team bei Entscheidungen oder Problemen
Wollen Sie Ihr eigenes inneres Team bei Entscheidungen konsultieren, empfiehlt es sich, sich erst einmal mit Stift und Papier folgende Punkte vorzunehmen:
- Formulierung des Anliegens
Zunächst macht es Sinn, sich einmal bewusst zu machen, was genau das Problem oder das Anliegen ist. Gibt es etwas, das Sie momentan besonders beschäftigt? Stehen wichtige Entscheidungen an, bei denen Sie hin und her gerissen sind? - Benennung der inneren Stimmen
Hören Sie zu, was das innere Team zu dem Anliegen zu sagen hat. Hierbei hilft eventuell die Vorstellung, die ganze Familie sitze an einem Tisch. Jeder gibt seine Meinung zum Anliegen ab, und auch die schüchternen, zurückhaltenden Mitglieder bekommen genug Raum, um zu Wort zu kommen. - Die Rolle als Führungskraft einnehmen
Wenn alle zu Wort gekommen sind, liegt es an Ihnen, was Sie daraus machen. Sie sind die Führungskraft Ihres inneren Teams und Sie allein fällen letztlich die Entscheidung.
Wenn Sie mehr über das Innere Team wissen möchten, schauen Sie sich gerne auf der Homepage zum inneren Team um. Sie haben anschauliche Beispiele, die Sie gerne mit uns teilen wollen? Wir freuen uns, wenn Sie uns schreiben.Sind Sie neugierig auf unsere Arbeit? Dann schauen Sie gerne auf unserer Homepage vorbei oder funken Sie uns an.
[1] von Thun, S. (2019). Miteinander reden. Rowohlt.
[2] von Thun, S. (n.d.). Inneres Team. https://www.inneres-team.de/frau-en-detail#widersacher.
[3] Heller, J., & Pannen, K. (2019). So bin ich stark: gut aufgestellt mit dem inneren Team. Kösel.