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25. Juni 2021
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23. September 2021Wertschätzende Kommunikation
In instabilen Situationen Verständnis füreinander schaffen
In dieser Zeit zwischen „endlich zurück zu normal“ und „immer noch Krise“, erleben wir, dass Menschen merkwürdig gereizt sind, unsicher wirken und nicht wissen, wie sie mit Situationen umgehen sollen. Der Eindruck von Instabilität zeigt sich in so vielen alltäglichen, aber auch beruflichen Themen. Und wenn viele angespannte Menschen mit unterschiedlichen Problemen und Herausforderungen aufeinandertreffen, kann es schnell dazu kommen, dass Gespräche nicht die gewohnte Leichtigkeit oder Wertschätzung enthalten, wie dies sonst der Fall wäre.
Wenn´s also gerade schwerer fällt, postiv-wertschätzend den Menschen und dem Leben gegenüber aufzutreten, hilft der Profi-Koffer mit bewusst angewendeten Tools, die dazu beitragen, in komplexen und gereizten Situationen gut miteinander umzugehen und friedlich aus der Situation herauszukommen.
Was ist wertschätzende Kommunikation genau?
Wertschätzende Kommunikation ist eine Sprache, die verbinden soll und die (Gesprächs-) Beziehungen so gestaltet, dass jeder sich akzeptiert fühlt. Dabei geht es um das respektvolle Miteinander auf sogenannter „Augenhöhe“, in dem sich die beteiligten Menschen grundsätzlich ok finden, auch wenn sie in der Sache unterschiedlicher Ansicht sind.[1] Wertschätzende Kommunikation ermöglicht es uns, gemeinsam Probleme besprechbar zu machen und Lösungen zu erarbeiten, die für alle Beteiligten passend sind. Grundvoraussetzung für wertschätzende Kommunikation ist dabei, die andere Person und das Gesagte nicht zu bewerten, sondern neugierig und offen hinzuhören. Meint praktisch die innere Haltung: „Du bist als Mensch ok, ich bin als Mensch ok. Auch wenn ich mit dem Verhalten von Dir nicht einverstanden bin oder in der Sache anderer Meinung.“
Wieso macht wertschätzende Kommunikation Sinn?
„Du spinnst doch. Aber das macht doch gar keinen Sinn.“
Wir alle kennen solche Aussagen und in der Regel führen diese nicht dazu, in Situationen Verständnis füreinander zu schaffen oder gar Lösungen zu finden. Was, wenn wir stattdessen einer Person sagen: „Das habe ich nicht verstanden, erkläre es mir bitte noch einmal“. Dann erst haben wir überhaupt die Grundlage für ein gemeinsames Gespräch geschaffen.

Hinter jedem Gefühl steckt ein Bedürfnis
Wir kennen das alle von uns selbst: Wir spüren ein Grummeln im Bauch, wir merken, dass wir sauer sind, aber wir wissen nicht so recht warum. Hinter unseren Gefühlen stecken immer Bedürfnisse. Diese Bedürfnisse sind bei positiven Gefühlen erfüllt, bei negativen Gefühlen unerfüllt. Um mit anderen Menschen auf Augenhöhe zu kommunizieren und eine gegenseitige Akzeptanz auch für Verschiedenartigkeit zu schaffen ist es wichtig, dass man sich zunächst mit seinen eigenen Gefühlen und Bedürfnissen auseinandersetzt. Denn nur, wenn wir diese kommunizieren können, schaffen wir es auch Gefühle und Bedürfnisse anderer zu akzeptieren.
Die bekannteste Form der wertschätzenden Kommunikation: Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg
Gewaltfreie Kommunikation folgt einem bestimmten Schema, das Gefühle und Bedürfnisse explizit nutzt. Gestartet wird, wie auf dem Bild zu sehen, mit der Beobachtungsschilderung. Bleiben Sie dabei sachlich und ohne Vorwurf. Schildern Sie so konkret wie möglich. Im zweiten Schritt werden Gefühle angesprochen. Wichtig dabei: Versuchen Sie wirklich beim eigenen Gefühl zu bleiben und nicht interpretativ zu werden. Als drittes formulieren Sie, welches Bedürfnis nicht erfüllt ist. Als Schlussfolgerung formulieren Sie eine Bitte, was sie Sie sich wünschen. Formulieren Sie diese so konkret und positiv wie möglich. Wichtig zu wissen: Die beteiligte Person hat bei einer Bitte stets die Möglichkeit, diese abzulehnen. Gespräche dieser Art mögen zunächst ein bisschen künstlich wirken, führen aber zu mehr Akzeptanz und bringen Menschen in die Lage, Konflikte lösungsorientiert anzugehen.[2]
Nun muss nicht jeder sofort eine Schulung in gewaltfreier Kommunikation durchlaufen haben, um Gespräche wertschätzend führen zu können. Es reichen teilweise auch schon einfache Aussagen und Fragen.

Aussagen, die zu einer wertschätzenden Kommunikation beitragen:
- Mir geht es heute …, weil …. Wundert euch also nicht, wenn ich angespannter/ sensibler/ anders reagiere als sonst. Das hat nichts mit euch zu tun.
- Ich fühle mich …, weil mein Bedürfnis nach … (verletzt oder erfüllt) wurde.
- Ich wünsche mir, dass …
- Ich brauche von dir ….
- Ich kann deine Situation nun nachvollziehen und sehe, wir haben da zwei verschiedene Bedürfnisse. Lass uns eine Lösung finden, die für uns beide möglichst gut ist.
Klassische Fragen für ein gegenseitiges Verständnis
- Wie ging es dir in dieser Situation?
- Was hat das gerade Gesagte in dir ausgelöst?
- Was konntest du bei den anderen wahrnehmen? Was kann ich für dich tun?
- Habe ich richtig verstanden, dass …?
- Was hast du mit … gemeint?
- Aus meiner Sicht wirkst du gerade angespannt / traurig …. Wie kommt das? Was steckt dahinter? Möchtest du darüber sprechen?
Welche Erfahrungen haben Sie mit wertschätzender Kommunikation gemacht? Wir erleben immer wieder kleine Wunder, wenn wir miteinander und mit anderen Menschen so unterwegs sind.
Was hilft aus Ihrer Sicht darüber hinaus, auf Menschen in instabilen Zeiten zuzugehen? Was haben Sie für gute Erfahrungen auf Lager?
Wenn Sie diese Erfahrungen teilen wollen, Anregungen sich wünschen oder über unsere Arbeit erfahren möchten, schauen Sie bei uns vorbei oder oder funken Sie uns an.
[1] https://beatebrueggemeier.de/wertschaetzende-kommunikation/was-ist-wertschaetzende-kommunikation/
[2] https://www.soft-skills.com/gewaltfreie-kommunikation/