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Eine Liebeserklärung mit Ablaufdatum
Unsere Komfortzone gibt uns Sicherheit und Geborgenheit. Doch ist es immer gut, dort zu bleiben? Oder gibt es Momente, in denen wir unsere Segel neu setzen sollten?
In diesem Artikel stellen wir dir zwei bewährte Modelle vor, die dir helfen, als Individuum, Team oder Führungskraft die richtige Entscheidung zu treffen:
Wann ist es sinnvoll, in der Komfortzone zu bleiben? Und wann solltest du sie verlassen, um weiterzuwachsen?
Säen, Wachsen, Ernten, Ruhen: die vier Jahreszeiten der persönlichen Entwicklung
Kennst du das? Du startest voller Motivation in ein neues Projekt, gibst alles – und irgendwann merkst du, dass deine Energie nachlässt. Das ist völlig normal! Denn genau wie in der Natur durchläuft auch deine persönliche Entwicklung verschiedene Phasen, vergleichbar mit den vier Jahreszeiten:
Der Frühling – Die Komfortzone als sicherer Startpunkt
- Im Frühling deiner Entwicklung befindest du dich in der Komfortzone. Hier fühlst du dich sicher, der Stress ist minimal, und du musst nichts Neues lernen. Doch wie die ersten warmen Sonnenstrahlen im März wecken auch erste Ideen deine Neugier. Du träumst von neuen Möglichkeiten und fragst dich, was du im „Sommer“ erreichen könntest.
Der Sommer – Wachstum und Herausforderung außerhalb der Komfortzone
- Jetzt wird es spannend! Im Sommer betrittst du deine Wachstumszone. Hier lernst du Neues, probierst dich aus und entwickelst dich weiter. Ja, das kostet Kraft. Manchmal „schwitzt“ du dabei ordentlich. Doch jeder kleine Erfolg gibt dir neue Energie und motiviert dich, dranzubleiben.
Der Herbst – Zeit für Reflexion und erste Erschöpfung
- „Es wird mir zu viel.“ Dieser Gedanke kennzeichnet deinen persönlichen Herbst. Die anfängliche Begeisterung lässt nach und du spürst, wie deine Kräfte schwinden. Dein Körper signalisiert dir: Es ist Zeit, einen Gang herunterzuschalten und deine Erfolge zu reflektieren.
Der Winter – Die Notwendigkeit der Ruhe
- Der Winter ist die Zone der Überforderung und Erschöpfung. Hier ist Lernen kaum mehr möglich und jede Aktivität zehrt an deinen Kräften. Doch dieser Zustand hat einen wichtigen Zweck: Er zwingt dich zur Regeneration. Genau wie die Natur im Winter ruht, um im Frühling mit neuer Kraft zu erwachen, brauchst auch du diese Zeit der Erholung. Nur wer sich den „Winter“ gönnt, kann danach wieder mit voller Energie in einen neuen „Frühling“ starten.
Was bedeutet das für dich?
Jede dieser Phasen ist wichtig und normal. Du musst – und kannst – nicht ständig in der Wachstumszone (im Sommer) sein. Erlaube dir, durch alle Jahreszeiten zu gehen und nutze die unterschiedlichen Besonderheiten jeder Phase. Nur im gesunden Wechsel von Aktivität und Ruhe, von Wachstum und Regeneration liegt das Geheimnis nachhaltiger Entwicklung.
In welcher „Jahreszeit“ befindest du dich aktuell? Ist das vielleicht je nach Arbeitsprojekt oder Lebensbereich eine andere Jahreszeit? Bist du in einem Projekt im Frühling und in einem anderen Projekt im Herbst?
Zwischen Komfortzone und Potenzial: Die „Zone der nächsten Entwicklung“ als Schlüssel zum Erfolg
Hast du das schonmal erlebt, dass eine Herausforderung genau im richtigen Moment kam? Nicht zu leicht, aber auch nicht überwältigend? Dann hast du wahrscheinlich schon einmal die „Zone der nächsten Entwicklung“ erlebt – ein Konzept des Psychologen Lew Wygotski. Es beschreibt den optimalen Lernbereich zwischen dem, was du bereits kannst, und dem, was noch zu schwierig für dich ist.
Die goldene Mitte zwischen Unter- und Überforderung
Der Psychologe Lew Wygotski erforschte vor fast 100 Jahren, wie Menschen am besten lernen. Er entdeckte dabei etwas Spannendes: Es gibt eine besondere Zwischenzone zwischen dem, was wir bereits allein können, und dem, was noch völlig außerhalb unserer Reichweite liegt. In dieser „Zone der nächsten Entwicklung“ können wir mit ein bisschen Unterstützung große Fortschritte machen.
Stell dir vor, du übernimmst eine neue Aufgabe oder eine neue Rolle im Team. Am Anfang verstehst du vielleicht die grundlegenden Abläufe und kannst einfache Aufgaben übernehmen (aktuelle Zone). Komplexe Projekte eigenständig zu steuern oder strategische Entscheidungen zu treffen, erscheint jedoch noch unerreichbar (Überforderungszone). Doch mit gezieltem Training, Unterstützung durch Kolleg:innen sowie kontinuierlichem Lernen entwickelst du dich weiter und kannst bald anspruchsvollere Aufgaben erfolgreich bewältigen – das ist deine „Zone der nächsten Entwicklung“.
Der Jahreszeiten-Rhythmus trifft auf Wygotskis Modell
Wie passt das zu den Jahreszeiten der Entwicklung?
- Frühling: Du bist in deiner Komfortzone und fühlst dich sicher, weil du alles beherrschst.
- Sommer: Du befindest dich in der Zone der nächsten Entwicklung – hier lernst du am effektivsten.
- Herbst: Du näherst dich der Überforderungszone – Zeit für Reflexion.
- Winter: Du bist in der Überforderungszone – Zeit für eine Pause.
Das bedeutet: Den Weg aus der Komfortzone zu wagen heißt nicht, sich ständig zu überfordern. Vielmehr geht es darum, schrittweise Herausforderungen anzugehen und sich gezielt Unterstützung zu holen.
Von der Theorie in die Praxis: So nutzen Teams und Führungskräfte die Kraft beider Modelle
Als Team: gemeinsam wachsen, gemeinsam ernten
Wo steht dein Team gerade in seinen Projekten oder Arbeitsprozessen? Befindet ihr euch in einer stabilen Phase oder seid ihr bereit für neue Herausforderungen? Habt ihr euch in der Komfortzone gut eingerichtet? Oder gibt es Bereiche, in denen ihr euch überfordert fühlt? Was wäre für euch als Team der nächste sinnvolle Entwicklungsschritt? Und welche Unterstützung oder Ressourcen benötigt ihr dafür? Befinden sich manche im Winter und brauchen Regeneration, während sich andere schon Frühlingsgedanken machen? Ein offener Austausch über diese Fragen hilft euch, den nächsten sinnvollen Entwicklungsschritt gemeinsam zu gehen.
Als Führungskraft: wann bleiben, wann wagen?
Wie sieht es mit deiner aktuellen Position und deinen Führungsaufgaben aus: Wo stehst du gerade in deiner Entwicklung als Führungskraft? Fühlst du dich sicher in deiner Rolle, und gleichzeitig bereit, neue Herausforderungen anzugehen? Oder spürst du, dass du an deine Grenzen stößt? Was wäre für dich und deine Führungskompetenz der nächste sinnvolle Schritt? Und welche Unterstützung – sei es durch Coaching, Weiterbildung oder den Austausch mit anderen Führungskräften – könnte dir dabei helfen? Die Antworten auf diese Fragen sind entscheidend für dein persönliches und berufliches Wachstum als Führungskraft.
Fazit
Jede Phase deiner Entwicklung hat ihre Berechtigung. Du musst – und kannst – nicht ständig in der Wachstumszone sein. Der Schlüssel liegt im gesunden Wechsel zwischen Komfortzone, Wachstum und Erholung. Nur so kannst du langfristig erfolgreich und erfüllt bleiben.
In welcher Jahreszeit befindest du dich aktuell? Nutze diese Erkenntnis für deine persönliche und berufliche Weiterentwicklung!
Wenn gerade jetzt, in diesem Moment, der Eindruck, der Gedanke aufkommt: „Da brauchen wir ein Stück Wegbegleitung”, dann funken Sie uns einfach an!
Quellen:
- Wygotski, L. S. (1978). Mind in society: The development of higher psychological processes (Vol. 86). Harvard University Press.
- https://www.youtube.com/watch?v=sYF5HefF6wA
- https://www.youtube.com/watch?v=WZrTuB_SSaU