Ist doch alles Mist! Man darf nicht raus, man darf nirgendwo hin, man darf niemanden treffen. Man kann nicht ordentlich arbeiten.
Die Coronakrise macht es uns nicht einfach. Aber das bedeutet nicht, dass wir nichts dagegen tun können. Schon Shakespeare wusste das: „Denn an sich ist nichts weder gut noch schlimm; das Denken macht es erst dazu“, schrieb er in seinem Theaterstück „Hamlet“. Und der Dänenprinz ist ja ein Meisterdenker – allerdings auch Meister im Trübsal blasen. Er denkt lieber, dass alles schlimm ist. Das Stück ist schließlich eine Tragödie.
Aber Shakespeares Satz hat eine wichtige Botschaft: An den Tatsachen können wir nicht viel ändern. Aber wir können sehr wohl etwas daran ändern, wie wir diese Tatsachen betrachten, wie wir über sie denken. Wie beim berühmten halbvollen oder halbleeren Glas.
Die Ermahnung „Nun sieh’s doch mal positiv!“ mag platt klingen. Beim positiven Umdeuten[1] – dem Reframing – geht es auch nicht darum, das Negative auszublenden und nur noch mit einer rosa Brille auf der Nase von Wolke zu Wolke zu hüpfen. Es geht vielmehr darum, sich auf das Positive zu konzentrieren – und nicht auf das Negative. Wir ändern also unser Mindset, weil wir die Tatsachen an sich eben nicht ändern können.
Man spricht von positiver Umdeutung, auch Reframing[2] genannt. Der englische Begriff Reframing bedeutet so viel wie „neu rahmen“. Man gibt den Tatsachen einen neuen Rahmen, man stellt sie in ein anderes Licht.
Eine schöne Geschichte erzählt von einem alten gelehrten Mann, der sich jeden Tag von seinem Lehrling die langen Haare kämmen und flechten ließ. Mit zunehmendem Alter nahm die Haarpracht ab, und der Lehrling hatte immer größere Probleme, aus den paar verbleibenden Haaren einen Zopf zu flechten. Eines Tages hatte der Gelehrte nur noch drei Haare. Diese flocht der Lehrling ehrfürchtig und mit zittrigen Händen zu einem Zopf. Über Nacht fiel ein weiteres Haar aus, sodass der Gelehrte nur noch zwei Haare auf dem Kopf hat. Der Lehrling erschrak. Der alte Gelehrte aber sprach mit weiser Stimme: „Von nun an werde ich mein Haar offen tragen.“
In der Verhaltenstherapie gibt es die Technik der kognitiven Umstrukturierung[3], die ähnlich wie Reframing funktioniert. Dabei geht es um negative Gedanken und Glaubenssätze, die Menschen mit sich herumtragen und von denen sie ihr Leben bestimmen lassen. Diese negativen Gedanken und Konzepte werden bei der kognitiven Umstrukturierung bestimmt, analysiert und dann umgestaltet. Ähnlich funktioniert auch der Sokratische Dialog, der z. B. beim Coaching angewendet wird. Durch gezieltes Nachfragen wird dem Gegenüber bewusst gemacht, wie er oder sie die Perspektive auf Alltag oder Leben wechseln und diese damit anders gestalten könnte.
Im Alltag kann man positive Umdeutungen einfach integrieren. Wenn Sie z. B. abends nach Ihrem Tag gefragt werden: Versuchen Sie einmal ganz bewusst, eher von den schönen, guten oder lustigen Dingen, Begebenheiten oder Gesprächen zu berichten als von den negativen. Die Perspektive macht einen deutlichen Unterschied!
Und dann gibt es noch das allgemeine große Gejammer – das gab es schließlich auch schon vor Corona. Denn bekanntlich geht alles den Bach runter und es gibt immer etwas, über das man sich beklagen und aufregen kann: die wirtschaftliche und politische Lage im Großen wie im Kleinen, die Klimakatastrophe, hohe Mieten, laute Nachbarn – und die Jugend von heute erst! Und da liegt es an Ihnen, sich vielleicht einfach mal auszuklinken. Ihr Reframing besteht dabei darin, weniger Zeit mit Menschen zu verbringen, die immer nur jammern und die Sie dann mit ihrer schlechten Laune anstecken.
„Die größte Gabe ist die Fähigkeit, die schlechten Dinge zu vergessen und sich auf das Gute zu konzentrieren.“ (Joe Biden)
Auch beim Erzählen von Erinnerungen und Ereignissen können wir bestimmen, worauf sich unser Mindset fokussiert.
„Unser Wochenende war toll, aber dann hat es uns am Ende unseres Sonntagsspaziergangs total nassgeregnet und wir kamen völlig durchnässt nach Hause!“
Vom selben Wochenende kann man auch so erzählen:
„Unser Wochenende war toll! Wir haben ausgeschlafen und lecker gefrühstückt und haben einen langen Spaziergang gemacht.“
Versuchen Sie also, Ihr Mindset umzustrukturieren und sich im Alltag eher auf das Schöne, Gute oder Lustige zu konzentrieren. Wagen Sie den Perspektivwechsel und arbeiten Sie aktiv am Reframing hin zum Positiven. Und wenn Sie jetzt meinen, das wird eh alles nix, dann haben wir noch ein aufmunterndes Zitat zum Abschluss:
„Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht: Du wirst auf jeden Fall recht haben.“ (Henry Ford)
Auch wir nutzen positives Umdeuten in unserer täglichen Arbeit mit unseren Kunden. Sei es im Umgang mit Konflikten, in schwierigen Transformationsprozessen oder im Coaching. Sie wollen mehr darüber erfahren, wie wir arbeiten? Dann schauen Sie gerne nach, worauf wir bei unserer Arbeit Wert legen.
[1] https://www.wiwo.de/erfolg/beruf/fuehrung-methode-2-negatives-umdeuten-humorvolles-reframing/9239284-2.html
[2] https://karrierebibel.de/reframing/
[3] https://www.schmid-schmid.at/blog/therapien-und-loesungen/kognitive-umstrukturierung